Warum eine HospizPalliativAkademie?

Liebe Interessierte und Unterstützer*innen der Hospiz- undPalliativarbeit,

Corona hat innerhalb eines Jahres unseren Alltag auf den Kopf gestellt. Viele Bereicherungen des täglichen Lebens wie Reisen, Besuche von Veranstaltungen, Familienfeiern sind zum unkalkulierbaren Risiko geworden, finden teilweise nicht mehr statt. Stattdessen müssen wir uns mit Maßnahmen wie Lockdown des gesellschaftlichen Lebens, Schulschließungen sowie eine Kontaktsperre in Krankenhäusern und Altenheimen auseinandersetzen. Vieles, das wir für selbstverständlich betrachtet haben, steht von heute auf morgen in Frage. Hitzige Debatten in den Medien über das Ausmaß der Einschränkungen und deren Sinnhaftigkeit befördern leider dabei nicht den Konsens zu einer einheitlichen gesellschaftlichen Haltung in der Krise, sondern eher eine zunehmende Polarisierung und Alarmismus.

Aus unserem hospizlich-palliativen Blickwinkel besonders betroffen sind die Menschen in Altenheimen, die schon vorher von Monotonie und Vereinsamung betroffen waren, jetzt aber als Risikogruppe zusätzlich unter Isolation und Besuchseinschränkungen leiden. Dies gilt umso mehr, da diese hochbetagten und teilweise dementen Menschen den Hintergrund dieser Einschränkungen nicht immer verstehen können. Diese von der Gesundheitspolitik eingeführte Isolierung trifft auf das Nichtverstehen der alten Menschen und verbreitet unter ihnen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Begründet werden diese Schutzmaßnahmen mit der hohen Sterblichkeit unter alten Menschen in der Gemeinschaft eines Pflegeheimes, wecken aber gleichzeitg Zweifel, ob die Verhältnismäßigkeit von Infektionsschutz und mitmenschlicher Fürsorge gewahrt wird.

Hier einen Kompromiss zwischen Infektionsschutz und sozialen Bedürfnissen dieser Menschen zu finden, ist die Aufgabe einer Politik mit Augenmaß. Die Hospiz-und Palliativversorgung muß dabei helfen, in dem sie immer wieder an die Bedürfnisse von alten Menschen und Familienangehörigen nach Fürsorge und Zuwendung in Pflegeheim erinnert und Maßnahmen zur Unterstützung fördert.

Der Krise sagt man nach, dass sie die verdrängten sozialen Probleme unserer Gesellschaft wie in einem Brennglas offenlegt. Dies trifft zusätzlich zur Situationder alten Menschen insbesondere auf die Mitarbeiter der Pflege in den Altenheimen zu, die vorher schon unter schwierigen Bedingungen mit zu wenig Personal und schlechter Bezahlung gearbeitet haben. Jetzt sind noch als zusätzliche Aufgaben die Umsetzung der Hygienemaßnahmen und die Kompensation der Auswirkungen der Besuchseinschränkungen zu meistern. Diese Arbeit ist über jeden Zweifel „systemrelevant“,nur seit Jahrzehnten in der Wertschätzung und insbesondere bei einer angemessenen Bezahlung nichtberücksichtigt worden. Dies gilt es schnell und wirkungsvoll nachzuholen!

Im Angesicht dieser Probleme sind die Auswirkungender Corona-Krise auf die Arbeit der HospizPalliativ-Akademie eher von geringerer Bedeutung. So sind fast alle Veranstaltungen im Jahr 2020 ausgefallen und werden bei Besserung der Pandemie im Jahr 2021 nachgeholt. Aufgrund der Unsicherheit werden wir erstmalig kein Programm der HospizPalliativAkademie drucken, sondern hier allein auf das Internet verweisen, um Veranstaltungen je nach Entwicklung der Pandemie dort und natürlich auch in der Presse verläßlich ankündigen zu können.

Der Akademie unter dem Dach des HospizPalliativNetzes werden deshalb auch 2021 nicht die Themen ausgehen. Neben der wichtigen Förderung der Fortbildungstätigkeit der ehrenamtlich und hauptberuflich Tätigen bleibt die Information der Öffentlichkeit auch diesmal ein zentrales Thema. Hier wird die Diskussion über die Suizidassistenz und die ersatzlose Streichung des § 217 einen breiten Raum einnehmen. Und wir wissen nicht, wie die Corona-Pandemie uns weiter in Atem halten wird.

Ich wünsche Ihnen für dieses Jahr und weit darüber hinaus eine gute Gesundheit mit einem starkem abwehrbereiten Immunsystem und viele freundliche und unterhaltsamere Tage.

Ihr Dr. med. Thomas Nolte

1. VorsitzenderHospizPalliativNetz Wiesbaden und Umgebung e.V.

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