Warum eine HospizPalliativAkademie?

Dr. Thomas Nolte

Dr. Thomas Nolte

Liebe Interessierte und Unterstützer*innen der Hospiz- und Palliativarbeit,

Corona hat innerhalb von fast zwei Jahren unseren Alltag auf den Kopf gestellt. Viele Bereicherungen des täglichen Lebens wie Reisen, Besuche von Veranstaltungen, Familienfeiern sind zum unkalkulierbaren Risiko geworden, finden teilweise nicht mehr statt. Stattdessen müssen wir uns mit Maßnahmen wie Lockdown des gesellschaftlichen Lebens, Schulschließungen sowie einer Kontaktsperre in Krankenhäusern und Altenheimen auseinandersetzen.

Vieles, das wir für selbstverständlich betrachtet haben, steht von heute auf morgen in Frage. Hitzige Debatten in den Medien über das Ausmaß der Einschränkungen und deren Sinnhaftigkeit befördern leider dabei nicht den Konsens zu einer einheitlichen gesellschaftlichen Haltung in der Krise, sondern eher eine zunehmende Polarisierung und Alarmismus.

Aus unserem hospizlich-palliativen Blickwinkel besonders betroffen sind die Menschen in Altenheimen, die schon vorher von Monotonie und Vereinsamung betroffen waren, jetzt aber als Risikogruppe zusätzlich unter Isolation und Besuchseinschränkungen leiden. Dies gilt umso mehr, da diese hochbetagten und teilweise dementen Menschen den Hintergrund dieser Einschränkungen nicht immer verstehen können.

Diese von der Gesundheitspolitik eingeführte Isolierung trifft auf das Nichtverstehen der alten Menschen und verbreitet unter ihnen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Begründet werden diese Schutzmaßnahmen mit der hohen Sterblichkeit unter alten Menschen in der Gemeinschaft eines Pflegeheimes, wecken aber gleichzeitig Zweifel, ob die Verhältnismäßigkeit von Infektionsschutz und mitmenschlicher Fürsorge gewahrt wird.

Hier einen Kompromiss zwischen Infektionsschutz und sozialen Bedürfnissen dieser Menschen zu finden, ist die Aufgabe einer Politik mit Augenmaß. Die Hospiz- und Palliativversorgung muss dabei helfen, indem sie immer wieder an die Bedürfnisse von alten Menschen und Familienangehörigen nach Fürsorge und Zuwendung in Pflegeheim erinnert und Maßnahmen zur Unterstützung fördert.

Der Krise sagt man nach, dass sie die verdrängten sozialen Probleme unserer Gesellschaft wie in einem Brennglas offenlegt. Dies trifft zusätzlich zur Situation der alten Menschen insbesondere auf die Mitarbeiter der Pflege in den Altenheimen zu, die vorher schon unter schwierigen Bedingungen mit zu wenig Personal und schlechter Bezahlung gearbeitet haben. Jetzt sind noch als zusätzliche Aufgaben die Umsetzung der Hygienemaßnahmen und die Kompensation der Auswirkungen der Besuchseinschränkungen zu meistern. Diese Arbeit ist über jeden Zweifel „systemrelevant“, nur seit Jahrzehnten in der Wertschätzung und insbesondere bei einer angemessenen Bezahlung nicht berücksichtigt worden. Die neue Regierung ist gut beraten, sich dem strukturellen Hintergrund und damit den eigentlichen Ursachen in der Pflege dringlich zuzuwenden und hier umzusteuern.

Aufgrund der Unsicherheit werden wir auch für das Jahr 2023 kein Programm der HospizPalliativAkademie drucken, sondern Veranstaltungen je nach Entwicklung der Pandemie auf unserer Internet-Seite und natürlich auch in der regionalen Presse ankündigen.

Die Auswirkungen der Corona-Krise haben uns einmal mehr vor Augen geführt, wie verletzlich und vergänglich das Leben ist, auch wenn wir es seit jeher wissen. Um dieses Bewusstsein wach zu halten, werden wir uns auch weiterhin in der Öffentlichkeit durch Fortbildungen und intensiven Austausch das Thema wachhalten.

Wer einen guten Überblick zu diesen Themen und den Versorgungsmöglichkeiten in Wiesbaden und Umgebung haben möchte, dem sei die Broschüre „Gut umsorgt bei schwerer Erkrankung“ empfohlen. Sie finden sie hier zum Download oder aber kostenlos in den meisten Apotheken. Bei Übersendung einer Briefmarke (€ 1,60) schicken wir Ihnen auch gerne dieses wichtige Nachschlagwerk nach Hause. Unsere Adresse lautet:

HospizPalliativNetz
Langenbeckstrasse 9
65189 Wiesbaden

Was erwartet uns in 2023?

Ich persönlich wünsche mir endlich ein Ende des Krieges in der Ukraine und eine Rückkehr zur Normalität in einem vom Terror geschundenen Land. Dagegen ist das Warten auf eine gesetzliche Regelung zur Suizidassistenz in Deutschland zu einem Nebenaspekt geschrumpft, auch wenn dieser unseren Alltag im persönlichen und professionellen Rahmen deutlich verändern wird.

Ich wünsche Ihnen für dieses Jahr alles Gute und trotz allem viele freundliche und unterhaltsamere Tage.

Ihr

Dr. med. Thomas Nolte
1. Vorsitzender
HospizPalliativNetz Wiesbaden und Umgebung e.V.

Besuchen Sie unsere Homepage unter
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