Von Angelika Eder
Er litt unter Kehlkopfkrebs, hatte sich nach der Diagnose infolge einer erfolgreichen Therapie erst gut erholt, nach fünf Jahren aber einen Rückfall erlitten. Als sich sein Zustand dramatisch verschlechterte und er, im Mai dieses Jahres in ein Krankenhaus gebracht, unbedingt nach Hause wollte, hatte eine Krankenhausärztin den Kontakt zum Hospizverein Auxilium hergestellt. Dort fand Liesel Schneider (die Redaktion hat den Namen geändert) neben den beiden Krankenschwestern Doris Sattler und Maritta Sallinger in Anne Axt eine Sterbebegleiterin für ihren Mann. „Wenn ich mal einkaufen gehen oder zum Arzt wollte, kam sie, denn ich konnte ihn ja überhaupt nicht mehr alleine lassen.“
Er habe sich stets über den Besuch seiner „Aufpasserin“, wie er sie nannte, gefreut: Sie setzte sich zu ihm, alberte mit ihm herum und sprach nur über positive Dinge. In dem Zusammenhang beteuert die Witwe, sie wisse sehr wohl, dass man mit einem Todkranken eigentlich auch mal über das Sterben reden solle, aber ihr Partner habe eben das vehement abgelehnt. „Die drei Frauen spürten das einfach, ohne dass ich sie vorbereitete, und ließen sich darauf ein. Es war tröstlich und wichtig für ihn, dass sie ihm Hoffnung gaben.“ Dafür war sie selbst ebenso dankbar, denn sie empfand es so als leichter und wollte, wie sie sagt, den hoffnungslosen Zustand ihres Mannes manchmal eher verdrängen.
Neben dem Zuspruch und der Stütze, die Anne Axt auch für sie persönlich gewesen sei, war es für Liesel Schneider von besonderer Bedeutung, dass die Pflegefachkräfte von Auxilium ihr viel Papierkram abnahmen und den Arzt bei der Schmerztherapie unterstützten, „indem sie jedes Bisschen über sein Befinden und die Stärke seiner Schmerzen aufschrieben“, denn sie habe Derartiges nicht dokumentieren können. Ein großes Problem war, dass ihr Mann so viele Schlaf- und Beruhigungstabletten nahm, was die Wirkung des Morphiums beeinträchtigte.
Der Schmerztherapeut Dr. Thomas Nolte ist Liesel Schneider aufgrund seines Engagements in besonderer Erinnerung, zumal er sogar einmal eigenhändig ein Sauerstoffgerät angeschleppt habe, als ihr Mann so schlecht Luft bekam und der Hausarzt sich trotz der beängstigenden Situation nicht rührte. „Sogar als die Pumpe mal nachts leer war, konnte ich wieder bei einer der Frauen anrufen und bekam sofort Hilfe.“
Alle hätten Hand in Hand gearbeitet und die Voraussetzung dafür geschaffen, dass sie als Ehefrau eines Sterbenskranken immer ruhig gewesen sei. Nur deshalb konnte sie ihrem Mann den Wunsch erfüllen, zu Hause zu bleiben. Er habe sich davor gefürchtet, wieder ins Krankenhaus zu gehen, was aber alle paar Monate mal kurz erforderlich wurde. Immer dann, wenn er nichts mehr essen und trinken konnte, musste man dort seine Speiseröhre weiten. Schneider dramatisiert nicht, sondern schildert das Martyrium des Ehemannes eher sachlich, und dennoch ist zu spüren, mit welchen Belastungen das Paar zu kämpfen hatte. Dabei redet sie noch nicht einmal von den insgesamt fünf Jahren, während der es ihm infolge seines Krebsleidens nicht gut ging, sondern nur von der Zeit von Mai bis August dieses Jahres.
Sein größter Wunsch, bis zuletzt daheim bei ihr zu bleiben, mit der er seit 40 Jahren verheiratet war, wurde erfüllt: „Im August ist er plötzlich nachts ganz leise und still gegangen. Obwohl ich neben ihm schlief, habe ich überhaupt nichts gehört und erst morgens gesehen, dass er tot war.“ Die Seniorin ist dankbar, dass ihr Mann zu Hause sterben durfte, weiß aber auch, dass sie das wiederum nur der Hilfe des Hospizvereins verdankt. Und dafür habe sie gar nichts bezahlen müssen, nur der unabhängig von dieser Einrichtung tätige Pflegedienst habe natürlich Rechnungen gestellt.
Das größte Geschenk von Auxilium aber sei die Herzlichkeit der Schwestern und der Hospizhelferin gewesen, und dass sie so vertrauensvoll mit ihrem Mann und ihr selbst umgegangen seien, als gehörten sie zur Familie. „Ich habe selten so viel Zuwendung und Liebe erlebt. Das sind schon ganz außergewöhnliche Menschen. Aber dazu muss man wohl geboren sein, denn das kann nicht jeder!“